Predigt 2. Gedenkgottesdienst Sternenkinder

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Pfarrerin Braun-Meinecke

Predigt Sternenkinder 31. Januar 2016 Kirchen
„Freut euch, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind“
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Gnade sei mit Euch und Friede
von dem, der da ist und der da war und der da kommt,
Christus Jesus unser Herr. Amen.
Liebe Gemeinde, liebe Sterneneltern,

SPRACHLOS * HERZLOS * NAMENLOS

SPRACHLOS, schier sprachlos,
macht es einen immer, wenn ein Kind gestorben ist.

Es ist so schlimm, dafür gibt es keine Worte,
schon gar keine, die Trost geben können, wirklichen Trost.

Alles, was man sagen könnte, klingt hohl oder nach Vertröstung, Vertröstung ist aber kein Trost.

Ist das der Grund,
warum es so schwer ist, damit umzugehen?

Ist das der Grund, warum eine Fehlgeburt oder eine Totgeburt totgeschwiegen werden? Auch heute oft noch?

Ist das der Grund, warum verwaiste Eltern erleben andere wechseln die Straßenseite, um ihnen nicht zu begegnen, nachdem die Tochter an ihrer Krankheit gestorben oder der Sohn bei einem Unfall ums Leben gekommen ist?
Ist das der Grund, warum in früheren Zeiten so HERZLOS
damit umgegangen wurde?

Daran tragen auch heute noch Menschen, die vor 30 oder 40 Jahren ein Kind verloren haben.

Da gab es den Arzt, der die verstörte Mutter Hals über Kopf aus dem Krankenhaus entlassen hat, nachdem das Neugeborene gestorben war.

Da hat eine Stationsschwester die frisch Entbundene nach der Totgeburt in ein Zimmer zu anderen Müttern und ihren kraftstrotzenden Kindern gelegt.

Da hat ein Pfarrer die Beerdigung eines toten Kindes verweigert.

Da wurde viel zu oft der Satz gesagt: „ Du kannst doch noch mehr Kinder bekommen“

Die Reihe der HERZLOS-igkeiten ließe sich womöglich ganz lang fortsetzen, wenn wir hier und jetzt darüber miteinander ins Gespräch kommen würden.
Diese und viele andere Verletzungen sind tief eingegraben und können kaum verheilen. Sie reißen immer wieder mal auf.
Dabei macht einen heute noch manches SPRACHLOS.

Das Leid ist und bleibt zuweilen NAMENLOS.

Was geschah mit dem Kind, auf der Flucht über das zugefrorene Haff, an Unterkühlung gestorben, die Mutter mußte es im Kinderwagen am Wegesrand zurücklassen?
Wer hat es gefunden, wer hat es begraben, wer kannte seinen Namen?

Was geschah mit dem Kind, das die Eltern nach der Geburt nicht ansehen konnten und in der Klinik zurücklassen mußten?

Was geschah mit dem Kind, das kürzlich in der Ägäis ertrank und nicht mehr gefunden wurde?

Was geschah mit den vermißten Kindern, damals wie heute?

Die Mütter kennen die Namen und tragen sie im Herzen,
für alle anderen bleibt es NAMENLOSes Schicksal und macht SPRACHLOS.

Tröstlich, liebe Gemeinde, liebe Sterneneltern,
finde ich ein Wort Jesu aus dem Lukasevangelium:

Freut euch, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind!

Jesus sagt das zu seinen Jüngern, die sich mit ihren Taten brüsten und stolz sind auf das, was sie im Namen Jesu geleistet haben.

Ja, wir wären wohl auch gerne stolz darauf, was die Kinder hätten leisten können, wenn es ihnen vergönnt gewesen wäre ihr Leben zu leben.

Hören wir auf die Worte Jesu, wie sie im Lukas Evangelium 10,20f verzeichnet sind:
Jesus sprach: Doch darüber freut euch nicht, daß euch die Geister untertan sind. Freut euch aber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind.
Zu der Stunde freute sich Jesus im hl. Geist und sprach:

Ich preise dich Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du dies den Weisen und Klugen verborgen hast und hast es den Unmündigen offenbart.

Gott wir bitten:
Gib uns ein Herz für dein Wort und ein Wort für unser Herz. Amen.

Liebe Gemeinde, liebe Sterneneltern,
ich bin überrascht, wie Jesus das Unscheinbare würdigen kann.
Hier sind es die Unmündigen. Sie werden von Gott gewürdigt, seine Wertschätzung zu erfahren. – Unverlierbar!
Freut euch, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind!

Jesus sagt:
nicht die Erfolge sind entscheidend, sondern, dass Gott sie kennt, sie mit seiner Liebe umfängt und ihre Namen fest bei sich bewahrt.

Nichts und niemand geht bei Ihm verloren.

WIR können nicht halten,
aber die, die wir halten wollen sind bei Ihm geborgen.

Und damit sind auch wir gehalten in unserer Trauer, mit unserem Schmerz und unserem Kummer.

Von Freude ist die Rede. Das mag widersinnig erscheinen, ist es aber angesichts des christlichen Glaubens nicht, wenn wir davon ausgehen, dass das Leben hier und Jetzt eigentlich nur eine Vorläufigkeit ist.

Es steht noch etwas aus, von dem wir keine Kenntnis haben,
allenfalls Ahnungen, etwas, das mit Freude in Verbindung steht.

Liebe Gemeinde, liebe Sterneneltern,
an dieser Stelle möchte ich Ihren Blick wenden.

Was glauben Sie, haben oder hätten sich die Kinder, die Sie loslassen mußten, für Sie, für Ihre Eltern gewünscht?

Sie haben Ihre Kinder geliebt und ich bin sicher, die Kinder haben oder hätten auch ihre Eltern geliebt. Und wer liebt, wünscht dem anderen Gutes, vielleicht so, wie es in dem Lied von Sarah Connor zum Ausdruck kommt, das die Gruppe remember gleich vorträgt:

„Ich will keine Trauerreden,
ich will keine Tränen sehen…
ich will dass ihr tanzt mit nem lächelnden Blick
und nem Drink in der Hand, nen Heißluftballon auf dem riesengroß steht:
Das Leben ist schön, auch wenn es vergeht.

Und wenn ihr schon weint, dann bitte vor Glück,
dann bin ich da oben und sing mit euch mit…“

Ihre Kinder haben alle eine bestimmte Aufgabe in ihrem Leben erfüllt, sie haben Freude darüber, dass ihre Namen im Himmel geschrieben stehen.
Das mag ihnen helfen, sie immer mehr loszulassen, eben wie sie nicht wirklich verloren sind.

SPRACHLOS * HERZLOS * NAMENLOS

Was wir Menschen anders manchmal gar nicht bewältigen können, beantwortet Gott mit Seiner BARMHERZIGKEIT.
Amen